Markenimages in Zeiten von KI: Welches Risiko entsteht bei meiner Markenwahrnehmung, wenn Inhalte durchschaubar von KIs erstellt wurden?

Die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) zur Erstellung von Inhalten hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen. Unternehmen nutzen KI-Tools, um Texte, Bilder und sogar Videos zu generieren, wodurch die Content-Produktion kostengünstiger und effizienter wird. Während die Vorteile offensichtlich sind, birgt der Einsatz von KI-generierten Inhalten auch potenzielle Risiken für das Markenimage. Insbesondere stellt sich die Frage, wie sich das Wissen darüber, dass Inhalte von einer KI und nicht von einem Menschen erstellt wurden, auf die Wahrnehmung der Marke auswirkt. In diesem Artikel beleuchte ich die Risiken, die mit der Nutzung von KI-generierten Inhalten verbunden sind, und welche Auswirkungen dies auf die Markenwahrnehmung und das Vertrauen der Konsumenten haben kann.

Ansicht von KI-Generatoren auf einem iPhone. Zu sehen sind u.a. die App von ChatGPT, Claude und Copilot.
KI-generierte Inhalte treffen uns überall und können leicht von eigener Hand generiert werden. Doch was passiert mit meiner Unternehensmarke, wenn sich herausstellt, ich verwende KI? Foto: Unsplash.com by @solenfeyissa

KI-generierte Inhalte und ihre Auswirkungen auf das Markenimage

Der Einsatz von KI zur Erstellung von Marketing- und Werbeinhalten ist nicht ohne Risiko. Studien zeigen, dass Konsumenten unterschiedlich auf Inhalte reagieren, je nachdem, ob sie wissen, dass diese von Menschen oder Maschinen erstellt wurden. Untersuchungen des MIT Sloan haben ergeben, dass Verbraucher, die wissen, dass Inhalte von einer KI erstellt wurden, diese oft als weniger authentisch empfinden. Diese sogenannte algorithmic aversion zeigt sich insbesondere dann, wenn Menschen erfahren, dass sie mit einer KI interagieren, was die Bewertung des Inhalts negativ beeinflussen kann​.

Eine weitere Herausforderung besteht darin, dass KI-generierte Inhalte oftmals als unmenschlich und weniger kreativ wahrgenommen werden. Die Studie von Chenyan Gu et al. hebt hervor, dass Konsumenten KI-generierte Werbung als unheimlich empfinden, besonders wenn der synthetische Aspekt der Inhalte offensichtlich wird. Umgekehrt kann eine höhere wahrgenommene Intelligenz der KI jedoch positiv bewertet werden, solange die kreative Freiheit und Originalität nicht leiden.

Vertrauen und Authentizität als Schlüsselelemente der Markenwahrnehmung

Vertrauen spielt eine zentrale Rolle in der Beziehung zwischen Konsumenten und Marken. Eine im Academic Journal of Business & Management veröffentlichte Studie beschreibt, dass Vertrauen ein entscheidender Faktor ist, um die Akzeptanz von KI-basierten Systemen zu fördern. Allerdings kann das Vertrauen beeinträchtigt werden, wenn Konsumenten das Gefühl haben, dass der Inhalt von einer Maschine statt von einem Menschen erstellt wurde. Dies liegt daran, dass Konsumenten KIs als weniger empathisch und somit weniger fähig ansehen, ihre individuellen Bedürfnisse zu verstehen und darauf einzugehen​.

In einer Untersuchung zur Konsumentenakzeptanz von KI-Technologien stellten Zhang und Gosline fest, dass Menschen oft eine Vorliebe für menschliche Inhalte haben, besonders wenn sie wissen, dass die Inhalte von Menschen erstellt wurden. Dennoch wurde auch festgestellt, dass KI-generierte Inhalte, die in ihrer Quelle nicht identifiziert werden, als genauso überzeugend oder sogar besser empfunden werden, als menschlich erstellte Inhalte. Dies deutet darauf hin, dass die Offenlegung der Quelle der Inhalte (Mensch vs. KI) ein entscheidender Faktor für die Markenwahrnehmung ist​.

Die Balance zwischen Effizienz und Qualität

Ein wichtiger Aspekt beim Einsatz von KI ist die Effizienz: KI-Systeme ermöglichen es Marken, Inhalte in großem Umfang zu erstellen und Kampagnen schneller und kostengünstiger durchzuführen. Dieser Vorteil kann jedoch durch negative Auswirkungen auf die Markenwahrnehmung ausgeglichen werden, wenn die Inhalte als generisch oder vorhersehbar wahrgenommen werden. Die Herausforderung für Unternehmen besteht darin, die Balance zwischen der Nutzung der Effizienzvorteile der KI und der Aufrechterhaltung einer authentischen, kreativen und einzigartigen Markenstimme zu finden​.

Ein weiterer Punkt, der berücksichtigt werden muss, ist die Frage der kreativen Freiheit. KI kann zwar schnell Inhalte generieren, aber es fehlt ihr oft an der Fähigkeit, subtilere kreative Nuancen zu erfassen, die menschliche Kreativität auszeichnen. Dies kann dazu führen, dass Marken, die sich stark auf KI-Content verlassen, Gefahr laufen, ihre individuelle Markenidentität zu verlieren. Unternehmen müssen also genau abwägen, in welchen Bereichen sie KI einsetzen und wo menschliche Kreativität unerlässlich ist​.

Meine Strategien zur Nutzung von KI in der Content-Erstellung

Um die Vorteile von KI zu nutzen, ohne das Markenimage zu gefährden, gibt es einige bewährte Ansätze:

  1. Hybride Ansätze nutzen: Eine effektive Strategie kann darin bestehen, KI als Unterstützung für menschliche Kreativität einzusetzen. Indem KI zur Generierung von Ideen genutzt wird, während der endgültige Inhalt von einem Menschen erstellt oder verfeinert wird, kann die Authentizität gewahrt bleiben. Dies vermeidet das Risiko, dass Inhalte zu maschinell wirken​.
  2. Offenheit über den Einsatz von KI: Transparenz kann helfen, das Vertrauen der Konsumenten zu stärken. Wenn Marken offenlegen, dass KI zur Erstellung von Inhalten genutzt wurde, und gleichzeitig den Mehrwert hervorheben, den die Technologie bietet (z. B. personalisierte Empfehlungen), kann dies die Akzeptanz steigern.
  3. Fokus auf Qualität und Kreativität: Auch wenn KI zur Effizienzsteigerung beiträgt, sollten Marken sicherstellen, dass der kreative Aspekt nicht vernachlässigt wird. Kreativität und Originalität bleiben wesentliche Faktoren für die Markenwahrnehmung, die durch rein KI-basierte Prozesse nicht vollständig ersetzt werden können​.

Beispiel ZDF Heute-Show

Die ZDF Heute-Show ist bekannt für ihre satirische Art, aktuelle politische und gesellschaftliche Themen zu kommentieren. In letzter Zeit gibt es einen häufigeren Einsatz von KI-Tools, was mich zu einer Kritik der Sendung bringen lässt: Die Inhalte wirken vorhersehbar und langweilig. Wenn KI verwendet wird, um schnelle und effiziente Skripte zu generieren, ist die Gefahr, dass die Witze zu formelhaft und mechanisch erscheinen, da KI-basierte Systeme in der Regel auf vorhersehbaren Mustern und Daten beruhen.

Im Kontext der Show kann dies dazu führen, dass bestimmte Gags abgegriffen wirken, da sie auf generische, häufig wiederholte Wortspiele oder Klischees beruhen, die KI aus der Analyse vergangener Inhalte ableitet. Die Kunst des Humors lebt jedoch von Spontaneität und überraschenden Wendungen – etwas, das eine KI nicht so leicht reproduzieren kann. Wenn Zuschauer den Eindruck bekommen, dass die Pointen zu künstlich wirken oder auf offensichtlichen Schablonen basieren, beeinflusst dies die Wahrnehmung der Sendung und ihrer Qualität negativ.

Fazit

Der Einsatz von KI zur Erstellung von Inhalten bietet zweifellos Vorteile hinsichtlich Effizienz und Skalierbarkeit. Dennoch müssen Unternehmen die Risiken für ihr Markenimage sorgfältig abwägen. Konsumenten reagieren sensibel auf die Authentizität und den Ursprung von Inhalten, und ein übermäßiger Einsatz von KI kann das Vertrauen beeinträchtigen. Indem Unternehmen hybride Ansätze verfolgen, Transparenz fördern und sicherstellen, dass ihre Marke durch menschliche Kreativität unterstützt wird, können sie die Vorteile von KI nutzen, ohne das Risiko einzugehen, ihre Markenwahrnehmung zu gefährden.


  • Gu, C., Jia, S., Lai, J., Chen, R., & Chang, X. (2024). Exploring Consumer Acceptance of AI-Generated Advertisements. Journal of Theoretical and Applied Electronic Commerce Research.
  • Zhang, Y., & Gosline, R. (2023). Human Favoritism, Not AI Aversion. MIT Sloan Management Review.
  • Muhammad, N., et al. (2022). Consumer Trust in Digital Platforms. Academic Journal of Business & Management, 6(8), 263-272.
  • Walsh, D. (2023). Study gauges how people perceive AI-created content. MIT Sloan.
  • Luo, X., et al. (2019). Engagement with AI in Retail Environments. Journal of Marketing.