Die Erwartungshaltung von Mitarbeitenden an Unternehmen: Ein Blick auf Bedürfnisse, Motivation und Bindung

In der heutigen Arbeitswelt haben sich die Erwartungen der Mitarbeitenden an ihre Arbeitgeber stark gewandelt. Wo früher Arbeitsplatzsicherheit und ein regelmäßiges Gehalt die zentralen Aspekte waren, zählen heute eine Vielzahl weiterer Faktoren, die die Arbeitszufriedenheit und die Bindung ans Unternehmen bestimmen. Unternehmen müssen sich diesen veränderten Erwartungshaltungen stellen und in der Lage sein, passende Lösungen anzubieten, um qualifizierte Mitarbeitende nicht nur zu gewinnen, sondern auch langfristig zu halten.

Eine Gruppe von Mitarbeitenden, die um einen Tisch in einem Raum sitzen
Mitarbeitende sind eine wichtige Ressource für Unternehmen. Umso wichtiger ist es, deren Wünsche, Bedürfnisse und Motivation im Blick zu behalten. Foto: Unsplash.com by @paymo

Flexibilität und Work-Life-Balance

Flexibilität ist mittlerweile eine Grundvoraussetzung für viele Mitarbeitende. Besonders seit der Covid-19-Pandemie hat sich die Bereitschaft, im Homeoffice zu arbeiten und flexible Arbeitszeiten zu verlangen, deutlich gesteigert. Die Erwartung ist klar: Mitarbeitende möchten ihre Arbeit so gestalten, dass sie ihren persönlichen und beruflichen Anforderungen gerecht werden können. Unternehmen, die flexible Arbeitszeitmodelle und hybride Arbeitsmöglichkeiten anbieten, haben zufriedenere und produktivere Teams.

Meine Untersuchungen im Rahmen der Forschungsarbeit zeigen, dass Flexibilität ein starker Motivator sein kann und ein Faktor, der langfristig zu einer höheren Bindung an das Unternehmen führt. Die Bereitstellung dieser Optionen kann jedoch auch Herausforderungen mit sich bringen, insbesondere in Bezug auf das Aufrechterhalten von Kommunikation und Teamzusammenhalt. Unternehmen, die hier innovative Lösungen wie digitale Teamräume und klare Kommunikationsrichtlinien implementieren, können den Wunsch nach Flexibilität unterstützen, ohne die Effizienz zu beeinträchtigen.

Wertschätzung und Purpose

In modernen Unternehmen spielt die Anerkennung und Wertschätzung der Arbeit eine zentrale Rolle. Mitarbeitende erwarten heute, dass ihre Beiträge gesehen und geschätzt werden. Eine Kultur der Wertschätzung steigert nicht nur die Zufriedenheit, sondern fördert auch eine positive Arbeitsumgebung und die Loyalität der Mitarbeitenden.

Eng damit verbunden ist das Thema Purpose. Mitarbeitende, besonders die jüngere Generation, möchten sich mit den Zielen und Werten ihres Arbeitgebers identifizieren können. Unternehmen, die ihre soziale Verantwortung ernst nehmen und eine klare Mission vermitteln, können diese Erwartung erfüllen. Untersuchungen zu diesem Thema zeigen, dass ein klarer Purpose oft das entscheidende Element ist, das junge Talente für ein Unternehmen begeistert. Der Purpose fördert das Gefühl, Teil einer bedeutsamen Mission zu sein, was sich direkt auf die Arbeitsmotivation und die emotionale Bindung auswirkt.

Karriereentwicklung und Weiterbildung

Ein weiterer zentraler Faktor für Mitarbeitende ist die Möglichkeit zur persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung. Die Erwartung, dass das Unternehmen in die Fähigkeiten und das Wissen seiner Mitarbeitenden investiert, ist heute weit verbreitet. Weiterbildungsmöglichkeiten, Karriereprogramme und Mentoring-Angebote tragen zur Kompetenzentwicklung bei und steigern die Arbeitszufriedenheit.

Arbeitgeber, die klare Karrierewege und regelmäßige Fortbildungsangebote anbieten, profitieren von höherer Produktivität und einer geringeren Fluktuation. Die Möglichkeit zur kontinuierlichen Entwicklung stärkt das Engagement und die Bindung ans Unternehmen. Unternehmen, die nicht in Weiterbildung investieren, laufen Gefahr, Mitarbeitende zu verlieren, die sich in ihrem Berufsalltag stagnierend fühlen.

Gerade in Zeiten steigender Belastungen am Arbeitsplatz sind Programme zum körperlichen und geistigen Wohlbefinden von entscheidender Bedeutung. Unternehmen, die Maßnahmen zum Stressmanagement, regelmäßige Gesundheitschecks oder ergonomische Arbeitsplätze anbieten, tragen aktiv zur Gesundheit ihrer Mitarbeitenden bei. Viele Mitarbeitende erwarten heute eine Form von Gesundheitsunterstützung durch ihren Arbeitgeber, da dies zeigt, dass das Unternehmen ihre individuellen Bedürfnisse ernst nimmt.

Programme zum Wohlbefinden am Arbeitsplatz sind nicht nur positiv für die Gesundheit, sondern auch für das Unternehmensimage. Arbeitgeber, die ihren Mitarbeitenden unterstützend zur Seite stehen, signalisieren Verantwortung und Fürsorge, was die Attraktivität als Arbeitgeber langfristig steigert.

Finanzielle Erwartungen: Mehr als nur Gehalt

Während das Gehalt nach wie vor einen wesentlichen Bestandteil der Arbeitsmotivation darstellt, ist es heute allein nicht mehr ausreichend, um langfristige Zufriedenheit zu garantieren. Mitarbeitende erwarten zunehmend individuelle finanzielle Zusatzleistungen, die sich auf ihren Alltag und ihre Sicherheit auswirken. Zu den besonders nachgefragten Angeboten zählen betriebliche Altersvorsorge und Zuschüsse zu Gesundheitsleistungen, wie etwa Sport- oder Fitnessangebote, die die persönliche Lebensqualität direkt unterstützen. Auch die Möglichkeit, eine flexible Gehaltsaufteilung oder Bonuszahlungen zu erhalten, spielt eine immer größere Rolle und wird von vielen als Zeichen der Wertschätzung angesehen. Diese Flexibilität bei der Vergütung zeigt, dass das Unternehmen die individuellen Bedürfnisse seiner Mitarbeitenden erkennt und ihnen Rechnung trägt.

Darüber hinaus legen viele Mitarbeitende Wert auf spezifische Benefits, die ihre Arbeits- und Lebenssituation erleichtern. Mobilitätszuschüsse für Pendelstrecken, steuerbegünstigte Sachzuwendungen oder finanzielle Unterstützung bei der Aus- und Weiterbildung sind mittlerweile häufig gefragte Ergänzungen zum Grundgehalt. Unternehmen, die sich in diesen Bereichen gut aufstellen, heben sich im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte ab und signalisieren eine Kultur der Fürsorge und des Verständnisses für die realen Lebensbedingungen ihrer Mitarbeitenden. Die Kombination aus Gehalt und maßgeschneiderten Zusatzleistungen stärkt nicht nur die Bindung zum Unternehmen, sondern steigert auch das langfristige Vertrauen und die Motivation der Mitarbeitenden, da sie die Wertschätzung ihrer Arbeit in konkreter Form erfahren.

Fazit

Die Erwartungshaltungen der Mitarbeitenden an Unternehmen sind vielfältig und komplex. Arbeitgeber, die flexibel, empathisch und innovationsbereit sind, haben die besten Voraussetzungen, die Anforderungen ihrer Teams zu erfüllen und gleichzeitig ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Studien legen nahe, dass Unternehmen, die auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden eingehen, von höherem Engagement, geringeren Krankheitsausfällen und einer niedrigeren Fluktuationsrate profitieren. Die Herausforderung besteht darin, die Balance zu finden, die den Mitarbeitenden eine erfüllende Arbeitsumgebung bietet und gleichzeitig die Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens stärkt.


  • Datenmaterial zu Homeoffice-Tendenzen in Deutschland:
    Owl Labs Inc. (2023) ‚Bericht zum Stand der Hybridarbeit 2023 | Deutschland‘ [online] Verfügbar unter https://owllabs.de/state-of-hybrid-work/2023
  • Grafik: Dillerup, R., Stoi, R. (2010): Unternehmensführung(Bd. 3). München: Verlag Franz Vahlen GmbH.
  • Dechert, L. (2020) ‚Strategien in Zeiten des Fachkräftemangels: Arbeitgeberattraktivität, Arbeits- zufriedenheit und Mitarbeiterbindung im Kontext von Employer Branding, Passung und Mindset‘ Siegen: Fakultät II Bildung – Architektur – Künste, Institut für Psychologie der Universität Siegen.
  • Hausknecht, J.P., Rodda, J., Howard, M.J. (2009) ‚Targeted employee retention: Performance‐ based and job‐related differences in reported reasons for staying‘ In: Human Resource Management 48 (2), S. 269–288
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Mitarbeitendenzufriedenheit als Erfolgsfaktor: Wie die Company Experience den Unternehmenserfolg steigert

Die Erfahrung und Zufriedenheit der Mitarbeitenden und der Kunden im Unternehmen – heute unter dem Begriff Company Experience zusammengefasst – sind längst als Schlüsselfaktoren für den Erfolg eines Unternehmens anerkannt. Eine positive Company Experience setzt eine Kausalkette in Gang, die weit über das direkte Arbeitsumfeld hinaus Auswirkungen hat. Zufriedene und engagierte Mitarbeitende tragen nicht nur zu einem produktiveren Arbeitsklima bei, sondern auch zu einem positiven Unternehmensimage, was sich auf die Qualität der Arbeitsergebnisse, die Kundenzufriedenheit und letztlich auf den wirtschaftlichen Erfolg auswirkt. Doch wie sieht diese Kausalkette im Detail aus?

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Wenn Mitarbeitende im Unternehmen eine hohe Zufriedenheit haben, wirkt sich dies unmittelbar auf die Kundeninteraktion sowie -zufriedenheit aus und erhöht somit den Unternehmenserfolg. Foto: Unsplash.com by @brookecagle

Das Fundament: Mitarbeitendenzufriedenheit

Der erste Baustein in meiner Kausalkette aus der Forschungsarbeit ist die Mitarbeitendenzufriedenheit. Zufriedenheit im Arbeitsalltag entsteht durch eine Vielzahl von Faktoren – wie etwa ein wertschätzendes Arbeitsumfeld, faire Vergütung, Entwicklungsmöglichkeiten und Work-Life-Balance. Studien zeigen, dass Mitarbeitende, die sich wertgeschätzt und unterstützt fühlen, deutlich höhere Einsatzbereitschaft zeigen und die Identifikation mit dem Unternehmen stärken. Diese Identifikation ist ein wichtiger Faktor, denn sie fördert Loyalität und reduziert die Fluktuation, wodurch wertvolle Arbeitskraft und unternehmensspezifisches Wissen langfristig erhalten bleiben. Das spart nicht nur Kosten für Rekrutierung und Einarbeitung, sondern bewahrt auch wertvolles Wissen und langjähriges Know-how, was dem Unternehmen eine gewisse Beständigkeit verleiht. Besonders im kreativen oder technologischen Bereich, wie die Ergebnisse meiner Arbeit zeigen, ist die langfristige Bindung von Mitarbeitenden essenziell, da sie so Unternehmenswerte verinnerlichen und authentisch nach außen tragen können.

Engagierte Mitarbeitende als treibende Kraft für Produktivität und Innovationskraft

Hoch engagierte Mitarbeitende zeigen eine höhere Produktivität und Innovationskraft. Zufriedene und loyale Mitarbeitende bringen sich proaktiv ein, tragen Ideen bei und suchen eigenständig nach Lösungen. Sie fühlen sich mit den Unternehmenszielen verbunden und sind motivierter, zur positiven Entwicklung beizutragen. Ein gut ausgeprägtes Engagement steigert die Innovationskraft des Unternehmens, da engagierte Mitarbeitende vermehrt Eigeninitiative und Kreativität an den Tag legen – wichtige Erfolgsfaktoren, die das Unternehmen zukunftssicher und wettbewerbsfähig machen.

Gerade in Branchen, in denen Veränderung und Agilität erforderlich sind, wie im Medien- oder Technologieumfeld, ist Innovationskraft entscheidend. Meine Arbeit zeigt auf, dass die Fähigkeit der Mitarbeitenden, Lösungen und neue Ansätze zu entwickeln, einen zentralen Wettbewerbsvorteil darstellt. Dazu tragen auch klare interne Kommunikationsstrukturen bei, durch die Mitarbeitende über Ziele und Prozesse informiert und eingebunden sind. Diese Transparenz und Mitbestimmung wirken als Multiplikator für Engagement und schaffen eine Kultur, in der Mitarbeitende nicht nur „arbeiten“, sondern sich aktiv am Unternehmenserfolg beteiligen.

Zufriedene Mitarbeitende haben auch eine direkte Auswirkung auf die Kundenerfahrung und das Unternehmensimage. Indem sie motiviert und authentisch die Unternehmenswerte verkörpern, können sie sich besser auf die Bedürfnisse der Kunden einstellen und ein positives Kundenerlebnis schaffen. Diese Authentizität ist entscheidend, da die Kundenbeziehung heutzutage nicht nur über die Produkte oder Dienstleistungen, sondern über die gesamte Interaktion mit dem Unternehmen bewertet wird.

Wenn Mitarbeitende die Markenwerte verstehen und selbst an diese glauben, transportieren sie diese Überzeugung auch im Kontakt mit den Kunden. Das fördert ein konsistentes Markenimage, das sowohl intern als auch extern erkennbar ist. Eine klare Identifikation mit den Markenwerten wirkt sich zudem positiv auf die Mitarbeitendenbindung und die Authentizität in der Außenwahrnehmung aus – Kunden erleben den Kontakt als vertrauenswürdig und echt. Dies hat langfristige Effekte auf die Kundenbindung und führt dazu, dass das Unternehmen gegenüber Mitbewerbern besser wahrgenommen wird.

Von interner Zufriedenheit zu langfristiger Stabilität

Die Kausalkette, die mit der Mitarbeitendenzufriedenheit beginnt, endet in einer stärkeren wirtschaftlichen Stabilität und Resilienz des Unternehmens (beachten Sie hierfür bitte auch die Grafik). Unternehmen, die eine nachhaltige Company Experience fördern, schaffen ein stabiles Fundament für anhaltenden Erfolg. Es ist allgemein Usus, dass eine stärkere Mitarbeitendenbindung zu einem reduzierten Bedarf an Neueinstellungen und geringeren Fluktuationskosten führt. Denn langjährige Mitarbeitende bewahren Wissen und schaffen ein stabiles Fundament für interne Abläufe, die wiederum die Effizienz und operative Widerstandsfähigkeit fördern.

Die langfristige Perspektive zeigt zudem, dass Unternehmen, die die Mitarbeitendenzufriedenheit priorisieren, eine kulturelle Widerstandskraft entwickeln, die sie vor Krisen schützt. Meine Arbeit zeigt auf, dass die Company Experience eine Win-Win-Situation schafft: Zufriedene Mitarbeitende führen zu höherer Produktivität, einer positiven Außenwirkung und einem konsistenten Markenimage, was letztlich in einer nachhaltig erfolgreichen Positionierung des Unternehmens mündet.


  • Grafik: Buchheit, H. (o. J.) ‚Vernetzung von Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit‘ Friedrich-Alexander-Universität Erlangen
  • Bharadwaj, S., Khan, N.A., Yameen, M. (2022) ‚Unbundling employer branding, job satisfaction, organizational identification and employee retention: a sequential mediation analysis‘ In: Asia-Pacific Journal of Business Administration 14 (3), S. 309–334
  • BICG Group SL (2019) ‚BICG INSIGHTS 2019 Release. Culture: the core of transformation.‘ Business Innovation Consulting Group SL.
  • Clifton, J., Harter, J. (2023) Culture shock: An unstoppable force has changed how we work and live. Gallup’s solution to the biggest leadership issue of our time. Washington DC: Gallup Press.
  • Dechert, L. (2020) ‚Strategien in Zeiten des Fachkräftemangels: Arbeitgeberattraktivität, Arbeits- zufriedenheit und Mitarbeiterbindung im Kontext von Employer Branding, Passung und Mindset‘ Siegen: Fakultät II Bildung – Architektur – Künste, Institut für Psychologie der Universität Siegen.
  • Megerle, R. (1992) ‚Mitarbeitermotivation: Ein zentrales Element des Personalmarketing‘ In: Strutz, Hans (Hrsg.) Strategien des Personalmarketing Wiesbaden: Gabler Verlag. S. 103–116