Der Einzelhandel steht unter enormem Druck. Online-Shopping, verändertes Kundenverhalten und disruptive Geschäftsmodelle fordern traditionelle Händler heraus. Während Preis und Sortiment nach wie vor entscheidende Faktoren sind, rückt ein anderer Aspekt immer mehr in den Fokus: das Kundenbeziehungsmanagement. Besonders Social Media bietet hier ungenutztes Potenzial, um sich langfristig von der Konkurrenz abzuheben und loyale Kunden zu gewinnen. Doch auch andere digitale Plattformen, insbesondere das Google Unternehmensprofil (vormals Google MyBusiness), spielen eine entscheidende Rolle. Die Präsenz in der Google-Suche und bei Google Maps ermöglicht es Unternehmen, dort sichtbar zu sein, wo potenzielle Kunden aktiv nach Produkten und Dienstleistungen suchen.

Kundenbeziehungsmanagement auf Social Media und das Google Unternehmensprofil
Viele Einzelhändler betrachten Social Media noch immer primär als Werbekanal. Dabei liegt die eigentliche Stärke in der direkten Kommunikation mit den Kunden. Plattformen wie Instagram, Facebook und TikTok bieten die Möglichkeit, schnell auf Kundenanliegen einzugehen, individuelle Erlebnisse zu schaffen und so eine tiefere emotionale Bindung zur Marke aufzubauen. Erfolgreiche Unternehmen setzen auf authentische Inhalte, Kundeninteraktion und eine klare Markenpersönlichkeit, um sich nachhaltig im Gedächtnis der Kunden zu verankern.
Doch auch das Google Unternehmensprofil (vormals Google MyBusiness) darf nicht unterschätzt werden. Unternehmen, die ihre Einträge optimieren, mit ansprechenden Bildern und aktuellen Informationen füllen und auf Kundenbewertungen zeitnah reagieren, können ihre Sichtbarkeit erheblich steigern. Die Integration mit Google Search und Google Maps erleichtert es potenziellen Kunden, schnell relevante Informationen wie Öffnungszeiten, Kontaktmöglichkeiten und Rezensionen zu finden. Ein gepflegtes Google-Unternehmensprofil kann also ein entscheidender Faktor für den ersten Eindruck sein und sollte in eine ganzheitliche Digitalstrategie eingebunden werden.
Automobilhandel: Wachstum durch Service und persönlichen Kontakt
Der Automobilhandel befindet sich in einer ähnlichen Transformation. Während digitale Kaufprozesse und Online-Konfiguratoren an Bedeutung gewinnen, bleibt der persönliche Kontakt ein entscheidender Faktor. Autohändler, die ihre Kunden nicht nur als Käufer, sondern als langfristige Partner betrachten, profitieren enorm. Serviceleistungen wie individuelle Beratung, Wartungserinnerungen und personalisierte Angebote sind zentrale Elemente, um Kundenbindung zu stärken und Weiterempfehlungen zu generieren. Dazu gehören aber auch einfache Dinge wie der telefonische Anruf zu einem runden Geburtstag oder zielgerichtete Cross-Selling-Kampagnen wie die Vermietung oder der Verkauf von Dachgepäckträgern sowie Versicherungspaketen.
Ein besonderer Aspekt ist hier ebenfalls die digitale Auffindbarkeit. Kunden recherchieren zunehmend online, bevor sie einen Händler besuchen. Wer hier mit einem ansprechenden Google-Unternehmensprofil punktet, inklusive aussagekräftiger Bilder, detaillierter Fahrzeugangebote und regelmäßiger Updates, verbessert nicht nur seine Reichweite, sondern erhöht auch die Wahrscheinlichkeit, dass Kunden sich für genau diesen Händler entscheiden.
Der menschliche Kontakt als Schlüssel zum Erfolg
Marken haben heute zahlreiche Berührungspunkte mit ihren Kunden – vom ersten Website-Besuch über Social-Media-Interaktionen bis hin zur Kaufentscheidung im stationären Handel. Ein durchgängiges, personalisiertes Erlebnis über alle Touchpoints hinweg kann den entscheidenden Unterschied machen. Hierbei spielen geschulte Mitarbeiter, schnelle Reaktionszeiten und Empathie eine wesentliche Rolle. Der Einzelhandel muss verstehen, dass Kunden nicht nur Produkte, sondern Erlebnisse und Beziehungen kaufen. Ansonsten werdn sie schnell austauschbar – mit den Online-Anbietern.
Gerade in der digitalen Welt kann menschlicher Kontakt den entscheidenden Wettbewerbsvorteil bieten. Händler, die ihre Kunden persönlich ansprechen, individuelle Beratungsgespräche anbieten und Service nicht nur als Pflicht, sondern als Chance zur Kundenbindung verstehen, werden langfristig profitieren.
Beispiel: Kundenansprache nach der Conversion mit dem Consideration-Modell
Nach dem Kaufabschluss ist die Kundenreise nicht beendet – vielmehr beginnt nun die Phase der Kundenbindung. Das Consideration-Modell hilft dabei, Kunden nach der Conversion (= Zielvorhaben; z. B. Kaufabschluss oder Lead-Generierung) weiterhin aktiv einzubinden. In der Grafik ist das Modell erweitert dargestellt als Awareness-Consideration-Conversion-Loyalty-Advocacy (ACC-LA)-Framework.

Wie kann dieses Modell nun im Einzelhandel abgebildet werden?
- Engagement: Nach dem Kauf personalisierte Dankesnachrichten oder exklusive Inhalte bereitstellen.
- Value Added Services: Zusatzservices wie erweiterte Garantien oder exklusive Angebote für Bestandskunden kommunizieren.
- Community-Building: Kunden einladen, ihre Erfahrungen zu teilen (z. B. durch Reviews, Social Media Posts oder exklusive Kundenevents).
- Retention: Regelmäßige, relevante Updates und Angebote, die zum erneuten Kauf motivieren (dazu gehören auch Wiederkaufs-Rabattaktionen).
- Advocacy: Kunden zu Markenbotschaftern machen, indem sie für ihre Empfehlungen belohnt werden.
Ein durchdachtes Kundenbeziehungsmanagement nach der Conversion sorgt dafür, dass einmalige Käufer zu treuen Kunden und schließlich zu aktiven Markenbotschaftern werden.
Weitergehende Quellen und interessante Insights zum Thema:
- Decker, A. (2000). Haben zufriedene Händler auch zufriedenere Kunden? — Eine intensitätsmäßige und qualitative Betrachtung am Beispiel der Automobilwirtschaft. Deutscher Universitätsverlag eBooks, pp.243–273. doi:https://doi.org/10.1007/978-3-322-85204-5_11.
- Milheiro, A.B., Sousa, B.B., Ribeiro Santos, V., Milheiro, C.B. and Vilhena, E. (2024). Understanding the Role of Brand Attachment in the Automotive Luxury Brand Segment. Administrative Sciences, [online] 14(6), p.119. doi:https://doi.org/10.3390/admsci14060119.
- Eger, L. and Liuba Turchyn (2024). Customer engagement in Facebook brand communities: A case study from automotive in the Czech Republic. E+M Ekonomie a Management, 27(4), pp.192–210. doi:https://doi.org/10.15240/tul/001/2024-4-012.